Светлый фон

Mein jüngerer Sohn, Mitia, kämpfte 1939 als Freiwilliger, wurde gefangen, flüchtete aber glücklich während des Abtransports nach Deutschland. Er lebte mit uns in Warschau bis zu seiner Heirat (mit Polin), dann im Warsch. Aufstand wurde er verwundet und ins Gefangenenlager gebracht, wo er im Lazarett zunächst war, dann im Bureau des Lazaretts verwendet wurde – bis zur Befreiung durch die Russen. Er ist in Stettin tätig, kommt aber bald in den Staatsdienst nach Warschau, dann wird er nahe von mir und wird mich öfter besuchen können. Er hat ein 2-jähriges Söhnchen. Seinen Interessen nach ist er Slawist und Literat.

Nun über mich und meine liebe Frau, deren Vorsorge, Phronesis und Mut, aber auch Glück ich es verdanke, daß ich lebe und noch arbeitsfähig bin. Wir blieben in Warschau, erlebten die Belagerung 1939, später waren beide im geheimen Unterricht tätig, meine Frau im Rahmen der höheren Schule, ich – im akademischen. Ausserdem verdienten wir noch durch Privatstunden in Fremdsprachen, ich hielt auch Vorträge über sozialphilosoph. Themen in privaten Kreisen und Jugendorganisationen. Alles freilich in grösster Konspiration. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran, wie man an die dunklen Strassen, an die langen Monate ohne elektr. Licht, an die Durchsuchungen und Menschenfang auf den Strassen und in Häusern sich gewöhnt hat. Auch erfand man Gegenmittel dazu. Als wegen des Kontaktes mit der Jugend der Grund unter den Füssen zu brennen begann, mussten wir für einige Monate aus W verschwinden. Beinahe das ganze Jahr 42–43 verbrachten wir auf d[em] Lande, wo wir unseren Unterhalt ebenfalls durch privaten Unterricht verdienten. Schliesslich gerieten wir doch beide ins Gefängnis (in Radom) und nur durch glücklichen Zufall gelang es uns daraus zu entkommen. Der Aufstand 44 überraschte uns in unserem Gemüsegarten, eine halbe Stunde weit von unserem Haus. Wir blieben im Garten 10 Tage – auf strikt vegetarischer Kost ohne Brot, ja ohne Salz. Eine Bande besoffener Fremdlegionisten in deutschem Dienst (s. g. «Vikinger» und Ukrainer) beraubte uns der Reste unserer Habe (Uhre, Füllfeder, Ringe, Geld) und wiederum nur gutes Glück errettete uns vom Erschiessen. Nach Hause durften wir nicht mehr zurück, ja wir sahen von unserem Garten, wie es in Brand gesetzt wurde. Das errettete uns wohl das Leben: wie ich später erfuhr, wurden alle Bewohner unseres Hauses entweder am Ort erschossen oder ins Lager verschleppt, was ich sicherlich nicht aushalten würde. Dafür verloren wir aber unsere ganze Habe – darunter meine Bibliothek, mein Archiv und vor allemmeine Handschriften. Unter diesen befanden sich drei druckfertige Bücher, die ich während des Krieges geschrieben habe. Zwei dieser Arbeiten waren in Abschriften bei meinen Verlegern – auch sie gingen verloren. Nur 2 andere Arbeiten, deren Abschriften ausserhalb Warschau waren, wurden mir errettet. Die erretteten sind: 1. Die Schule der Demokratie. Grundzüge einer Didaktik (Ein Buch), 2. Die platonische und die evangelische Tugenden (Eine Abhandlung). – Die verloren gegangene Handschriften: