Die am besten zur Abwehr feindlicher U-Boote geeigneten Hilfsschiffe sind unsere Fischdampfer. Leider ist durch den starken Bedarf cine fast völlige Erschöpfung dieses auch für unsere Volksernährung sehr wichtigen Schiffsmaterials eingetreten. Zur Zeit sind nur noch etwa 30 Fischdampfer übriggeblieben. Auch diese sind zum größen Teil veraltet und wenig leistungsfähig. Neubauten (zur Zeit etwa 30) sind unter 3 Monaten nicht zu schaffen und beanspruchen die an sich schon zusammengeschrumpften Vorrate an Schiffsbaumaterial zuungunsten des Unterseeboots- und Torpedo-boots-Neubaus sehr stark. Da auch die Bemannungsfrage, namentlich die Auswahl geeigneter Führer, große Schwierigkeiten macht und außerdem selbst aus den Bestanden der Armee (Beutegeschütze) kaum noch Kanonen für diese Schiffe bereitgestellt werden können, so ist zu erwarten, dass cine Verstärkung unserer Vorpostenflottillen durch Fischdampfer nur noch in geringem Maße möglich ist, es sei denn durch Erwerbung neutralen Schiffsmaterials.
3. Warnung der Handelsschiffahrt
Eng mit der Frage der U-Bootsabwehr ist die Frage der Erhaltung des Handelsschiffsverkehrs in der Ostsee verknüpft. Schon das Auftreten feindlicher Minen hatte Veranlassung gegeben, einen regelmäßigen Schiffswarnungsdienst für die deutsche Handelsschiffahrt einzurichten. Die Zentrale hierfür sind die Stationskommandos, die mit Hilfe ihres Nachrichtennetzes am ersten und zuverlässigsten über die einschlägigen Nachrichten unterrichtet sind. Von ihnen gehen die Warnungen telegraphisch vertraulich an die Handelskammern, die ihrerseits für Weitergabe sorgen. Diesem Warnungsdienst gegen Minen hat sich naturgemäß der Warnungsdienst gegen U-Bootsgefahr angegliedert. Neben der direkten Warnung vor u-boots- und minengefährdeten Stellen lässt es sich das Stationskommando im Verein mit dern zuständigen Seebefehlshaber (Ostseebefehlshaber) angelegen sein, allgemein Ratschlage für sichere Kurse der Handelsschiffe zu geben. Wichtig ist dies vor allen Dingen für die aus Schweden kommende Erzzufuhr. Die für unsere Heeres- und Munitionsindustrie erforderlichen Mengen an Eisenerzen kommen teils aus dern Botanischen Meerbusen (Lulea in Nordschweden), teils aus Mittelschweden und Nord-Norwegen. Bei zweckmäßiger Wahl der Kurse ist es selbst deutschen Schiffen möglich, unter Benutzung der neutralen schwedischen, norwegischen und dänischen Hoheitsgewässer ihre Fahrten auszufuhren. Wenn trotzdem im Anfang Oktober cine Reihe deutscher Schiffe durch Unterseeboote der Gegner haben vernichtet werden können, so liegt dies zum Teil mit daran, dass die Kapitäne die Ratschlage für Benutzung der Wege nicht befolgt hatten oder Neutralitätsverletzung vorlag. Weitere Verbesserung des Warnungsdienstes für die Handelsschiffahrt ist durch Nachrichtengebung an die Seetelegraphenstationen an der schwedischen und norwegischen Küste geplant und [durch] Wiedereinführung der Funkentelegraphie auf den wichtigsten Handelsschiffen, die bisher aus Mangel an Personal und mit Rücksicht auf die Interessen der Seekriegführung zurückgezogen war.